Brocher, Tobias: Psychosexuelle Grundlagen der Entwicklung
Brocher, Tobias: Psychosexuelle Grundlagen der Entwicklung. Informationen für Lehrer und Eltern | ||||
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2,45
€ Gebraucht, Befriedigender Zustand, Paperback, 120 S. Leske Verlag, 1971 ISBN: 3-7850-0202-5 Lieferbarkeit: sofort Land: Deutschland; Epoche: 68er |
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Auszug aus dem Vorwort:
Das Thema Sexualerziehung in der Schule war in den zwanziger Jahren unter dem Einfluss mutiger Fortschritte in der Pädagogik hochaktuell. Wie vielen Erneuerungen und geistigen Bewegungen einer Epoche folgten den fortschrittlichen Bemühungen politisch-ideologisch begründete Rückentwicklungen. Erreichtes wurde aufgegeben oder verloren, der Mut zu neuen Entwicklungen schwand unter der Gleichschaltung. An den Trümmern erwies sich, wie sehr der Idealismus mißbraucht worden war. Die Wiederaufbauphase in der Bundesrepublik zwang zur Bewältigung vordringlicher wirtschaftlicher Aufgaben auch im Bereich der Schule. Schulen und Schulräume waren zunächst wichtiger.
Als in den fünfziger Jahren während der Jugendschutzwochen das Thema Sexualität und Erziehung auftauchte und in der Öffentlichkeit diskutiert wurde, erschien das vielen Menschen der älteren Generation revolutionär, wenn nicht fast anstößig.
Kirchen und Religionsgemeinschaften, Elternhaus und Schule versuchten eine Einigung herbeizuführen, wer für die »Aufklärung« zuständig sei. Erst allmählich wich der ältere Begriff »Sexualaufklärung« der Einsicht in die Notwendigkeit einer weitaus umfassenderen Geschlechtserziehung. Seither ist eine Fülle an Literatur erschienen, die je nach Standort sehr verschiedene Orientierungen aufweist.
Was heute oft als »sexuelle Revolution« bezeichnet wird, ist keineswegs neu. Es wird übersehen, dass es in den zwanziger Jahren bereits zahlreiche freiheitliche Ansätze zu einem besseren Verständnis der Sexualität in der Gesellschaft wie in der Schule gab.
Auf viele der grundlegenden Schriften dieser Epoche wird heute zurückgegriffen, während andere Länder, weniger eingeengt durch Verbote, sich deren Inhalte und Erkenntnisse früher zunutze machten.
Es kann kaum einem Zweifel unterliegen, daß eine der wichtigsten Entdeckungen des letzten Jahrhunderts Sigmund Freuds Forschungen über die Bedeutung der Sexualität für menschliches Fühlen, Denken und Handeln war. Siebzig Jahre internationaler Forschung auf dem Gebiet der Jugendentwicklung, insbesondere jedoch der kindlichen Sexualentwicklung, haben klinische und pädagogische Beweise für die Bedeutung dieser Faktoren in großer Zahl erbracht.
Das Mißverständnis gegenüber der Psychoanalyse, ihre Diffamierung als »Pansexualismus« entstammt rassistischen Verleumdungen und politischer, antisemitischer Propaganda. Heute sollte jedoch nicht in Vergessenheit geraten, daß in Deutschland eine Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik begründet wurde, die bis zur Beschlagnahme im Jahre 1933 existierte. Viele Lehrer hatten damals Grundkenntnisse der neuen Wissenschaft bereits erworben und wandten sie in der Erziehung an. 70 % der Wissenschaftler dieses Gebietes verließen nach 1933, gemeinsam mit 52 % aller Wissenschaftler, unser Land. Erst allmählich beginnen verlorene Erkenntnisse und wissenschaftliche Entwicklung dieses Gebietes, unterstützt durch die Rückübersetzung wichtiger Veröffentlichungen, in das Ursprungsland zurückzukehren.
Das mag erklären, warum ein Teil der Tabuierung lange - vielleicht zu lange - bestehenblieb. Sie verhinderte, Versäumtes nachzuholen.
Sexualerziehung in einer pluralistischen Gesellschaft wird viele Interpretationen finden. Sie betrifft gleichsam jedermann, denn Leben entsteht aus Sexualität. Für die Kulturentwicklung ist es von großer Bedeutung, Maßstäbe in der Erziehung zu finden, die den Kulturgehorsam ermöglichen und dennoch dem einzelnen genügend Raum zur Entfaltung seiner persönlichen Freiheit geben. Die Schule erzieht zu diesem Ziel. Ihre Beteiligung an der Entwicklung des Kindes zum Erwachsenen ist weitgehend von der Grundlage abhängig, die das Kind in den ersten sechs Lebensjahren erwirbt. [...]
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort des Herausgebers
Vorwort
Sexualität und Erziehung
I. Biologische Gegebenheiten der Sexualentwicklung
II. Spezifische Phasen der psychosexuellen Entwicklung:
1. Organisation und Struktur der Partialtriebe
2. Die Bedeutung der oralen Entwicklungsphase
3. Die Bedeutung der analen Entwicklungsphase
4. Die Bedeutung der phallischen Entwicklungsphase
III. Ödipaler Konflikt und Genitalprimat
1. Identität und Adoleszenz
2. Psychosoziale Bedeutung der Adoleszenz
IV. Sexualverhalten in der Schule
1. Frühe Schulphase, 6.-10. Lebensjahr
2. Mittlere Schulphase, 10.-15. Lebensjahr
a) Mädchen
b) Knaben
3. Weiterführende Schulstufen, 15.-19. Lebensjahr
a) Entwicklung weiblicher Adoleszenten
b) Entwicklung männlicher Adoleszenten
V. Prinzipien der Sexualerziehung
VI. Zur Methodologie der Sexualerziehung
Nachwort
Literaturverzeichnis (deutsch)
Literaturverzeichnis (englisch)
Begriffserläuterungen / Lexikon
Vita des Verfassers
Zustandsbeschreibung:
OBr., Einband verknickt u. leicht gebräunt, rückseitig fleckig, Seiten tlw. verknickt, ansonsten gute Erhaltung.
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